Im Jahre 2019 feierte der Verein „Niederdeutsche Volksbühne Geesthacht e.V. von 1919“ – wie der Name schon zeigt – sein 100-jähriges Bestehen. Dieses Jubiläum nutzen wir, um einmal die langjährige Geschichte zusammenzutragen.
Machen Sie mit uns eine Reise in die Anfänge unseres Geesthachter Vereins und lesen Sie, wie alles begann.
Mehr sich dafür interessiert, wie es dann ab 1945 weiterging, der kann Sie hier unsere komplette Historie herunterladen:
Man schrieb das nicht gerade glückliche Jahr 1919. Ein verlorener Krieg mit all seinen Folgen lastete damals auf Geesthacht. Dass noch ein zweiter folgen würde, ahnte da noch niemand. Wirtschaftliche Unsicherheit und politische Wirren prägten das Bild. Alles grau in grau ...
Da saßen bei Adolf Heitmann in der heutigen „Marktklause“ (Markt 9) einige Geesthachter am Biertisch, die sich und ihren alles überwindenden Humor nicht unterkriegen lassen wollten. Und so saß dort auch schon Paula Feldhusen. Ihre damals zehn Jahre erlaubten ihr noch nichts anderes als eine Brause.
Da war es Peter Twesten, der plötzlich aussah, als wollte er tiefsinnig werden. Dann aber – über das ganze Gesicht lachend – rief: „Kinner, wi wöllt mal een Theaterbühn gründen! ... Wat meent ji dorto?“ Alles war sofort Feuer und Flamme, sich die Bretter zu erobern.
Und so gründeten die 7 Geesthachter Bürger Peter Twesten, Franz Schröter, Otto Schröter, Fritz Ebert, Paul Kobs, Walter Mamay und Willi Nielandt am 5. Oktober 1919 den „Unterhaltungsverein Fidele Welt“. Peter Twesten wurde der erste Vorsitzende.
Politik und Standesdünkel waren im Verein tabu. Jeder konnte Mitglied werden, der durch sein Spielen anderen Menschen Freude bereiten wollte.
Noch im selben Jahr gingen sie bei „W. P.“, bei Petersen, im späteren „Geesthachter Hof“ (Sielstraße), mit ungeahntem Erfolg auf die Bühne. Mit Volkstanz, Sketchen und Chorgesang traten die Akteure auf.
„De fidele Welt“ war eines der ersten Stücke, mit denen die jungen Leute an die Öffentlichkeit traten. Von dem Orchester „Hammonia“ musikalisch unterstützt, wurde der erste Schritt ins Rampenlicht zu einem überraschenden Erfolg.
In Geesthacht, damals noch ein Fischerdorf, wurde hauptsächlich Plattdeutsch gesprochen. Geesthacht sollte sich kulturell entwickeln und so führte der Verein Theaterstücke in Hochdeutsch auf. Die Aufführungen fanden in Petersens Hotel (Sielstraße) statt.
Doch die Sprache des Alltags setzte sich durch. Bereits 1922 gab sich die „Fidele Welt“ den Namen „Niederdeutsche Bühne Geesthacht“ und führte nur noch niederdeutsche Stücke auf.
Dem Autor Wilfried Wroost (1880-1959) hatte es die „Niederdeutsche Bühne“ angetan. Er reiste zur Premiere seines Stücks „Wrack“ nach Geesthacht und verliebte sich in Land und Leute.
Das Vereinslokal war ab 1923 die Gastwirtschaft und Bäckerei Adolf Heitmann am Markt (heutige Marktklause) in der 1919 alles seinen Anfang nahm. Hier wurden regelmäßig Mitgliederversammlungen abgehalten. Der Zusammenhalt unter den Spielern war großartig.
Sie spielten Lustspiele und Komödien, um den Menschen und sich selbst ein paar Stunden Frohsinn zu schenken. Sie begeisterten Bürgerinnen und Bürger.
Demzufolge vergrößerte sich auch die Mitgliederzahl. Johannes Falck, Anni Brumm, Johannes Brumm, Paula Feldhusen, Willi Feldhusen wurden als neue Mitglieder aufgenommen. In den zwanziger Jahren genossen die Männer immer zu Himmelfahrt die „Schinken-Tour“. Schinken und der Buddel Schluck waren da die Hauptsache. Frauen hatten bei dieser Männertour zu Hause zu bleiben.
Im Jahr wurden drei bis vier Theaterstücke einstudiert. Geprobt und aufgeführt wurde im Deutschen Haus bei Franz Heitmann (heute Polizei, Markt 11).
Auch die umliegenden Ortschaften wurden bespielt, besonders gern der Gasthof Dahlenburg in Hamwarde.
Mit dem Erfolg kamen aber leider auch die ersten Unstimmigkeiten. Die einen wollten „platt“, die anderen „hochdeutsch“ spielen. Die Laienspielschar trennte sich. Es entstanden die „Geesthachter Volksbühne“ und die „Niederdeutsche Bühne“.
1935 fand die letzte Aufführung der Niederdeutschen Bühne vor der großen Zwangspause während der Nazi-Zeit statt. „De rode Ünnerrock“ wurde im Deutschen Haus gespielt. Einige Mitglieder hatten sich 1934 beurlauben lassen, um ein Siedlungshäuschen in Eigenhilfe zu bauen.
Das endgültige Aus kam durch den NS-Kulturverband
Das NS-Regime stellte die Niederdeutsche Bühne vor die Wahl, sich entweder einem nach nationalsozialistischen Ideen ausgerichteten sog. Kulturbund anzuschließen oder sich aufzulösen. Der Beitritt zum Kulturbund bedeutete, auch auf den umliegenden Dörfern und vor ausgewähltem Publikum nur noch Bühnenstücke aufzuführen, die dem Dritten Reich genehm waren.
Es wäre nicht mehr möglich gewesen, Bühnenstücke von Autoren ohne Rücksicht auf deren politische Einstellung zum Dritten Reich aufzuführen.
Um ihre Mitglieder nicht in Gewissensnot zu bringen, lehnte der Vorstand offiziell aus finanziellen und zeitlichen Gründen ab. Daraufhin wurde der Niederdeutschen Bühne jede weitere Spieltätigkeit untersagt. Im gleichen Zuge musste die Bühneneinrichtung vernichtet werden.
Doch die Kulissen wurden heimlich auf dem Boden der Malerwerkstatt Flachsberger versteckt. Das Rollenmaterial und die restlichen Unterlagen wurden auf dem Spitzboden von Flachsbergers Wohnhaus gelagert und mit altem Gerümpel verdeckt. Was für ein riskantes Unternehmen!
Wer sich dafür interessiert, wie es in Laufe der Jahrzehnte weiterging, der findet hier unsere komplette Historie bis 2019:
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Sluderkram in't Treppenhus
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Wenn du Geld hest (De Lottogewinn)
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